Eine Reise ins Morgenland – Teil 2 Jubail
…Fortsetzung von Teil 1 (klicken zum Teil 1)
Ankunft in Saudi-Arabien
Nachdem die saudischen Einreiseformalitäten und Kontrollen erstaunlicherweise recht zügig vonstatten gehen, verlasse ich das Flughafengebäude des King Fadh Airports in Dammam.
Wie mit dem Kunden vereinbart nehme ich mir ein Taxi nach Jubail. Vor dem Flughafengebäude stehen einige Taxis in der Reihe und überraschenderweise die meisten sind doch tatsächlich Original London Cabs.
Ich nehme auf der bequemen Rückbank des großzügigen Fahrzeugs platz, gar nicht so schlecht und gut klimatisiert.
Dem freundlichen Fahrer erkläre ich das Reiseziel, offensichtlich sind das ca. 2 Stunden Fahrt bis ins Industriegebiet Jubail, eines der größten Industriegebiete weltweit.
https://de.wikipedia.org/wiki/Al-Dschubail
Es geht los im London Cab durch Wüste, vorbei an Beduinenzelten und einem frisch überschlagenen PKW neben dem Highway. Offensichtlich kümmert das aber niemanden an diesem Morgen.
Im Vorfeld dieser Reise hatte ich überlegt ob ich überhaupt meine Fotoausrüstung auf diese Reise mitnehme. Einen Fotograf aus Riyadh, mit dem ich über ein Fotografieportal in Kontakt stehe, hatte ich dazu angefragt. Der meinte zwar das sei überhaupt gar kein Problem solange man keine Menschen und speziell Frauen fotografieren würde, keine Militärischen Gebäude, keine Moscheen und man vorher fragt und und und….
Na ja, ich hatte meine Kamera dabei, aber wirklich wohlgefühlt habe ich mich damit als Abendländler nicht. Allerdings hatte ich auf diesem Trip auch leider nicht wirklich Zeit um zu fotografieren.
Unterwegs übergebe ich dem Taxifahrer die Telefonnummer meines Ansprechpartners in Jubail. Es entpuppt sich leider als etwas schwierig da der Taxifahrer nur wenig Arabisch spricht. Als er sich allerdings zum richtigen Ansprechpartner durchgefragt hat lief das Gespräch dann auf Englisch. Später wird sich herausstellen das ich hier auf einen bzw. mehrere Griechen treffen werde, die selbst auch kein Arabisch sprechen.
Zwei Mal geraten wir auf der Fahrt auf dem „Highway“ in einen militärischen Kontrollposten. Die Kontrolle geht recht schnell, nur ein kurzer Blick ins Innere des Wagens. Ich vermute dass hier nur kontrolliert wird ob nicht eine Frau am Steuer sitzt, der Fahrer bestätigt das im Prinzip.
In Jubail angekommen stellt sich die Frage, wie ich nun zum Kunden auf das Gelände des riesigen Industriegebiets komme. Eine Einladung oder einen Passierschein habe ich nicht.
Wir telefonieren mehrmals und schließlich wird ein Treffpunkt vereinbart. Ich versuche zu beschreiben wo ich mich gerade befinde, irgendwo zwischen einem Autohändler und einem Samsung Hochhaus sind die vagen Angaben die ich machen kann. Andere Schilder sind nicht lesbar bzw. vorhanden. Und klein scheint Jubail auch nicht zu sein.
Nach einer knappen halben Stunde taucht dann der freundliche Grieche auf und ich steige in sein Auto um. Die Taxifahrt war übrigens sehr günstig.
Bei der Einfahrt zum Gelände werden wir am Posten von der Armee kontrolliert.
Meinen Personalausweis finden sie nicht so zufriedenstellend, meinen Reisepass bekommen die nicht. Man weiss ja nie, ich will ja wieder ausreisen. Die Kontrollen hier sind eigentlich gründlich und sehr streng, man hat wohl auch hier große Angst vor Anschlägen.
Nach einigem griechischen gestikulieren mit dem Chef der in der Sonne döste winkt uns dieser schliesslich gelangweilt durch.
Jetzt also an die Arbeit um eine recht problematische Anwendung bei diesem Kunden zu analysieren.
Nach einem sehr ausgiebigen Kundenbesuch mit einem kurzen Mittagessen in einem typischen Arbeiterimbiss (gewöhnungsbedürftig ist dort nicht nur die WC Anlage) versuche ich jetzt so langsam zum Ende der Diskussion zu kommen, da ich am Abend bzw. in der Nacht weiter nach Riyadh fliegen werde.
Nicht daß ich mich nicht gerne mit den Griechen weiter unterhalten hätte, ganz im Gegenteil. Sie gaben mir sehr interessante Einblick in ihre Situation und das Leben als Ausländer in Saudi-Arabien.
Seit der Finanzkrise keine Arbeit mehr in Griechenland zu bekommen ist nicht lustig, so sind sie im Ausland auf Arbeitssuche gegangen und ausgerechnet in Saudi fündig geworden.
Die Lebenshaltungskosten in Saudi-Arabien sind verhältnismäßig niedrig, der Verdienst aber offenbar auch nicht übertrieben hoch. Aber was macht man nicht um die Familie zu Hause am Überleben zu halten.
Der jüngere Kollege war nun auch schon einige Zeit, seit er sein Studium beendete, in Jubail und lebt dort in einer Art Arbeiterkaserne.
Kein Alkohol, kaum Unterhaltung (vom saudischen Fernsehprogramm konnte ich mich am Abend bzw. in der Nacht selbst überzeugen), keine Frauen…
Wenn man für längere Zeit im Ausland lebt, könnte man ja tatsächlich irgendwann mal eine Frau kennenlernen. In Saudi-Arabien, wo Frauen sowieso kaum Rechte haben und zudem verschleiert rumlaufen gestaltet sich das nahezu unmöglich. Mann kann, darf und will eine einheimische Frau als Ausländer ja nicht mal anschauen. Wenn man ausgeht, ist man unter Männern. Es gibt auch niemanden der einen verheiraten würde.
Man müsste sich vermutlich schon eine größere Kamelherde zulegen…..
Die Mobilität ist ebenfalls eher eingeschränkt, in dieser Gegend gibt es keinen öffentlichen Nahverkehr. Man wird entweder mit Shuttle Bussen zur Arbeit gefahren oder man hat ein Auto (das man aber als Ausländer auch nicht einfach mit einem Europäischen Führerschein fahren dürfte).
Athanasios hat kein eigenes Auto…
Man fährt also Taxi? Nein sagt mir Athanasios, Taxis gibt es hier auch kaum. Nur Fahrer, die die Frauen zur Arbeit und zum einkaufen fahren.
Ach, und wie komme ich übrigens zurück nach Dammam?
Die privaten Fahrer sind nämlich am Nachmittag alle unterwegs, prima.
Nach einigem suchen findet sich zum Glück noch jemand in der Firma, der mich in einem großen SUV zurück zum Flughafen nach Dammam fährt.
Wir haben bei Weitem keine 2 Stunden für den Rückwege gebraucht, der Fahrer dieses Toyota Panzers kannte nur 2 Zustände, Vollgas oder bremsen.
Auf jeden Fall war ich pünktlich zu meinem Weiterflug nach Riyadh am King Fadh Airport und kann noch einen kurzen Blick auf die Moschee am Flughafen in der Abendsonne und dem aufziehenden Sandsturm werfen: