Eine Reise ins Morgenland – Teil 3 Riyadh


Fortsetzung von Teil 2

Der zweite Flug des Tages bringt mich nun von Dammam in die Hauptstadt Riyadh wo ich ziemlich spät ankomme.

Riyadh Cityscape

 

Das erste Taxi in der Reihe wird zu meiner Überraschung nicht von einem Pakistani gefahren sondern tatsächlich von einem waschechten Saudi.

Eine angeregte Diskussion mit dem einheimischen Fahrer über ISIS und die Nahostpolitik der U.S.A. kostet mich erwartungsgemäß ein paar Rial extra, Nachttarif eben.
Trotzdem vereinbare ich mit ihm die Fahrt am nächsten Morgen, da er früher mal bei der Firma gearbeitet hat, die ich morgen besuchen will und er kennt den Weg dorthin.

Nach gefühlten 1,5h durch den nächtlichen Stau in Riyadh erreichen wir mein Hotel.

Der Concierge an der Rezeption fragt nach dem Fahrpreis den ich bezahlt habe und urteilt, dass dieser viel zu hoch war. Meiner Einschätzung und im Vergleich zu den Taxipreisen in Europa war der Preis trotz des Nachtzuschlages allerdings durchaus günstig.

Nach einem langen Tag öffne ich die Minibar und erwartungsgemäß ist darin natürlich nichts alkoholisches. Dass es allerdings kein ganz normales alkfreies Bier, sondern nur Becks alkoholfrei in allen erdenklichen lustigen Geschmacksrichtungen gibt, macht mir schon zu schaffen.

Das Fernsehprogramm gibt nun wirklich auch gar nichts für Abendländische Gäste her, also schalte ich nach kurzer Zeit lieber wieder aus und schlafe lieber…

Am frühen Morgen, lange vor meinem Wecker, höre ich wieder den Muezzin rufen, direkt neben dem Hotel ist natürlich eine Moschee.

Moschee in Riyadh

Moschee in Riyadh

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ansonsten schaue ich bei Sonnenaufgang aus meinem Hotelfenster auf eine riesige Baustelle

Hotelblick Riyadh

Blick aus dem Fenster meines Hotelzimmers in Riyadh

Als ich kurz vor 7 Uhr gerade zum Frühstück gehen will meldet sich der saudische Taxifahrer per WhatsApp und versetzt mich leider.

Er stehe im Stau und wird es auf keinen Fall pünktlich schaffen.

Da es nun knapp werden könnte gehe ich zum Bellboy der mir ein anderes Taxi anheuert.

Nach einigen Versuchen, vermutlich möchte niemand den Ungläubigen mitnehmen, findet sich schließlich ein Taxi für mein Fahrtziel.

Nachdem ich dem Fahrer die Adresse des Kunden gebe fängt er erst mal an wild zu telefonieren, ich ahne böses…

Aber egal denke ich, unpünktlich ist ja Pflicht im Morgenland.

Nach einiger Zeit finde ich heraus daß der Taxifahrer aus Pakistan kommt und seit ca. 1 Jahr in Riyadh Taxi fährt.

Nach einigen weiteren Telefonaten des Taxifahrers muss ich erkennen daß der Pakistani mit meinem Ziel völlig verloren ist.

Allerdings setzt er unvermindert die Irrfahrt fort.

Als ich irgendwann mal beginne die Karte auf meinem Smartphone zu studieren werde ich recht blass. Wir sind in genau der entgegengesetzten Richtung unterwegs, die mir der Fahrer vom Vorabend beschrieben hat. Wir haben auch die Stadtgrenze von Riyadh hinter uns gelassen.

Ich mache dem Fahrer klar daß wir total falsch sein dürften und nötige ihn zum umdrehen.

Aus geschätzten 15 Minuten Fahrzeit ist mittlerweile eine Stunde geworden und wir sind wieder zurück in der Stadt.

Nun versucht er parallel zu weiteren Telefonaten mit seinen Freunden die richtige Stadtautobahn zu finden.

Dabei versucht er nun entgegen der Fahrtrichtung als Geisterfahrer die 6-spurige Straße einzufahren, was ich durch lautes Brüllen gerade noch verhindern kann.

Beeindruckt hat ihn das wohl nicht, er schaut sehr verständnislos.

Also drehen wir eine weitere Ehrenrunde durch das immer gleiche Autobahnkreuz.

Irgendwann fährt er  von der Autobahn ab und gibt mir zu erkennen daß wir gleich am Ziel wären.

Ich rufe meinen Ansprechpartner selbst an und teile ihm die Verspätung mit. Er fragt nach irgendwelchen Merkmalen um mit mir einen Treffpunkt zu finden.

Mittlerweile hat der Fahrer an einer Firmenhalle gestoppt und spricht mit einem Staplerfahrer.

Dieser teilt ihm wohl mit daß wir zurück zur Autobahn müssten, die direkt an der Halle vorbeiführt. Allerdings ist zwischen der Schotterstraße und der Autobahn ein ca. 50 cm hoher Betonabsatz.

Hierfür hat der Pakistani eine Lösung. Er beginnt Steine zu sammeln und diese aufzutürmen um darüber mit dem Auto auf die Autobahn zu fahren, wie gesagt – ein halber Meter Absatz.

Ich fordere ihn auf mit dem Quatsch aufzuhören und finde mit Hilfe eines Kraftwerkes auf der gegenüberliegenden Seite einen Treffpunkt mit meinem Kunden ein paar Straßen weiter.

Nach über 1,5h sind wir dann an diesem Treffpunkt an dem mich mein Ansprechpartner abholt.

Nun präsentiert mir mein pakistanischer Freund seine Rechnung. Diese war gesalzen und ich muss erkennen dass die Fahrt am Vorabend doch eher zur Kategorie „Schnäppchen“ gehörte.

Wie im Orient üblich beginne ich zu handeln und mache ihm klar daß ich ihm seine fehlende Ortskenntnis nicht auch noch vergolden werde.

Ich ziehe dem Zeitdruck geschuldet den kürzeren und bezahle ihm immerhin die Hälfte seiner Forderung. Er zieht fluchend ab.
Das Meeting beginnt mit über 2h Verspätung, offensichtlich selbst für Araber etwas viel.
Allerdings treffe ich auch hier wieder ausschließlich auf Mitarbeiter die ursprünglich aus Indien kommen. Die finden meine Verspätung schon recht heftig.

Nachdem wir unser Treffen beendet haben frage ich wieder nach einem Taxi. Auch hier in diesem Industriegebiet scheint das schwierig zu sein.

Glücklicherweise findet sich wieder ein Fahrer, der bei der Firma angestellt ist und mich kostenlos nach Riyadh zurückfährt.

Die Rückfahrt zum Hotel dauert dann trotz ordentlichem Verkehrsaufkommen nur eine gute halbe Stunde…

 

Da ich am gleichen Tag wieder nach Dubai zurückfliege, hole ich im Hotel lediglich mein Gepäck ab und fahre mit einem weiteren Taxi zurück zum Flughafen.

 

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Dubai bei Nacht

 

In einer Maschine von Emirates verlasse ich Saudi-Arabien nach diesem nur 2-tägigen Kurzbesuch.

Im Flugzeug überkommt mich nach dem Abheben ein merkwürdiges Gefühl der Freiheit und Sicherheit.

Ich bin froh wieder in die Vereinigten Arabischen Emirate zu fliegen, einem Land das im Gegensatz zu Saudi-Arabien doch eine sehr große Freiheit und Sicherheit bietet, ohne Todesstrafe und öffentliche Hinrichtungen.

Meine Kommentare für diesen Bericht traue ich mich nun erst aufzuschreiben.

Auf die Liste meiner bevorzugten Reiseziele schafft es Saudi-Arabien sicher nicht.

 

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Blick durch ein Tor der Großen Moschee in Abu Dhabi

 

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Große Moschee – Bin Zayed Grand Mosque in Abu Dhabi

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Downtown Abu Dhabi

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Warten auf die Wassershow am Burj Khalifa

 


Über Manfred Münzl

Digital Immigrant & Amateur-Blogger Working in automation and interested in Digital Transformation, Industry 4.0 Hobby-Photographer, Landscape, Nature, Travel.

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