Kürzlich hörte ich während einer Autofahrt ein Interview im Radio, bei dem es mal wieder um das lästige Thema Erziehung von Kindern ging.
Nachdem ich mittlerweile 2 erwachsene Söhne habe, erlaube ich mir ein positives Resümee unserer Bemühungen in Punkto Erziehung ziehen zu können. Und damit kann ich hier auch mitreden
Erziehung im Zeitalter von Smartphone und Tablet
In diesem Interview also ging es wieder mal darum, ob man kleinen Kindern bereits den Umgang mit Smartphones und Tablets ermöglichen soll.
Als technisch interessierter Digital Immigrant bin ich damals noch mit Märklin Baukasten und Lego Bausteinen aufgewachsen.
Den Märklin-Baukasten gibt es übrigens heute noch im Märklin-Museum in Göppingen zu sehen.
Wir haben Dinge erfunden und zusammengebaut, und wenn es dann einem Auto, Flugzeug, Figuren oder sonstigen Maschinen ähnlich war, hatten wir unser Ziel erreicht.
Danach wurde meist alles wieder zerlegt und etwas neues begonnen.
Meine beiden Kinder sind dann schon neben Lego-Steinen überwiegend mit Playmobil groß geworden. Hier waren die Figuren und Bauteile schon weitgehend vorgefertigt. Eine der wenigen Ausnahmen war da vielleicht noch die Ritterburg. Wer diese Ritterburg mal komplett an einem Heiligen Abend zusammengebaut hat, der weiß wovon ich rede…
Gespielt wurde dann mit den Figuren und Ritterburgen, Feuerwehrhäusern und und…
Nicht mehr Zusammenbauen sondern „Spielen“
Das eigentliche Zusammenbauen war im Prinzip nur beim ersten Mal als Vorbereitung notwendig. Danach wurde die Phantasie in den Spielhandlungen genutzt.
Die Herausforderungen in der Erziehung fangen heute schon sehr früh an.
Während wir uns noch der Versuchung elektronischer Kinderbelustigung durch irgendwelche quietschende und plärrendende Tierstimmen erzeugende bunte Plastikschrottkisten einigermassen entziehen konnten, werden heute schon Kleinkinder mit Smartphones und Tablets konfrontiert.
Als digitaler Immigrant bin ich absolut kein Freund des Gehirnforschers und Psychologen Manfred Spitzer und seinen Thesen. Aber ich glaube schon an einen Einfluss auf die Entwicklung des Gehirns in Sachen Vorstellungsvermögen und Feinmotorik, wenn Kleinkinder sehr früh über Bildschirme wischen statt mit realen Bausteinen zu experimentieren. Vor allem dann wenn man noch nicht mal 2-jährige damit spielen lässt.
Einfache Bausteine oder die Riesenpuzzle bei denen man Dreiecke, Quadrate und andere Formen in die richtigen Öffnungen stecken muß haben schon einen gewissen Reiz. Wenn man sieht wie Anfangs verzweifelt versucht wird ein rundes Teil in die Eckige Öffnung zu pressen…
Und was hat das nun mit Industrie 4.0 zu tun?
In einigen Jahren wird die Evolution möglicherweise dafür sorgen, dass auch Menschen keinen passenden Stift mehr in eine Bohrung stecken können. Eben weil sie es nie gelernt haben. Dafür braucht man nämlich ein gewisses „Gefühl“, weil die Teile nicht immer exakt zueinander ausgerichtet sind und sich beim Zusammenbau verkanten können.
Genau dieses Pin-in-Hole ist eine der großen Herausforderungen in der heutigen Welt der Automatisierung bzw. Robotik und der Industrie 4.0.
Denn Roboter haben dieses „Gefühl“ bisher nicht und man arbeitet an solchen Lösungen.
Auf dem Blog der Firma EGS-Automatisierungstechnik ist dies beschrieben im Beitrag „Kraft-Momenten-Sensor – Standard-Industrieroboter bekommen Gefühl“
Auch wenn es darum geht wild angeordnete Teile aus einer Box zu entnehmen, haben Roboter heute oft noch Probleme.
In der Vergangenheit war der Griff in die Kiste zum Beispiel beim Kommisionieren dem Menschen vorbehalten. Roboter versuchen heute mit Hilfe von Kamera-Systemen und ausgeklügelter Sensorik dies unfallfrei hinzubekommen.
Was passiert also, wenn der Mensch sich in Zukunft immer mehr zu einem motorischen Legastheniker hin entwickelt?
Dann brauchen wir doch Industrie 4.0 um unsere Wirtschaft am laufen zu halten.
Wenn unsere Kinder nur noch in einer virtuellen Welt aufwachsen, gleichen wir uns immer mehr den Robotern an. Viele befürchten immer das Umgekehrte würde passieren.
Und der berühmte Griff in die Kiste klappt dann auch nur noch mit Hilfe einer Augmented Reality Brille.
Die Herausforderungen von Arbeit 4.0 werden wir in ein paar Jahren besser kennen. Aufhalten kann man die Entwicklung der Digitalisierung sowieso nicht. Deshalb wünsche ich mir schon etwas mehr Mut den Digitalen Wandel ernst zu nehmen und endlich auch anzufangen.
Die anderen Länder werden nicht auf uns warten.